Erinnern ist ein zweites Erleben
In einer Zeit, wo Schnee die Erinnerungen weckt ...
Mitte Januar gab es noch einmal so richtig viel Schnee. Natürlich wurde das Thema der weißen Pracht auch in die Alltagsaktivierung im Haus Kleineichen aufgenommen.
Gemeinsam wurden aktuell gemachte Fotos aus der weißen Umgebung gezeigt, insbesondere für die Bewohner, die nicht in der Lage waren nach draußen zu gehen. Es wurde kommentiert und erzählt. Und damit die Eindrücke auch im Haus wahrnehmbar sind, hatte Frau Freiha (Soz. Dienst) mit Bewohner*innen aus dem frischen Schnee mit viel Mühe einen kleinen Schneemann gebaut und mit ins Warme gebracht. Da gab es ein Lachen & Staunen und mit viel Liebe wurde er begutachtet und gemeinsam beraten, was ihm vielleicht noch alles fehlen könnte. Zum Schluss war eine Bewohnerin sicher, dass es dem kleinen Schneemann auf ihrem Balkon viel besser gehen würde und hat ihn dann im Einvernehmen der Gruppe vorsichtig nach draußen getragen.
In Gesprächsrunden werden Erinnerungen wach
So wurde vom Schlittschuhlaufen auf dem gefrorenen See erzählt und wie gefährlich das war. Frau Sch. erinnerte sich, wie schön sie in der Stube die Eisblumen an den Fenstern fand. Frau M. hingegen fiel ihre kratzige Mütze ein, die sie immer anziehen musste. Herr H. berichtete, wie weh ihm die Hände taten, wenn sie nach einem langen Aufenthalt im Schnee langsam wieder auftauten. Aber auch, wieviel Spaß es machte, Schnee bei Freund*innen hinten in den Nacken zu stecken …
Es wurde auch erzählt, wie hungrig man nach einer Schneeballschlacht nach Hause kam und wie gut dann alles schmeckte …
Da gab es aber auch Gedanken von Bewohner*innen, die im Krieg ihre Kindheit verbrachten. Sie erzählten von dem Gefühl des Hungers, wenn es nichts zu essen gab. Viele Erinnerungen an die „schlechten Zeiten“, in denen Kälte und Hunger am eigenen Leib erfahren wurden, kamen auf. Da war man dann auch schnell bei den aktuellen Bildern, die täglich im Fernsehen zu sehen sind: Krieg in der Ukraine und Israel/Palestina. Wer selbst Krieg erlebt hat schaut anders auf diese Bilder. Angst und Schmerz, den Krieg verursacht werden dabei spürbar. Gesprächskreise wie diese sind für die Bewohner*innen zur eigenen und äußeren Wertschätzung ihrer Person und ihres Lebens von großer Bedeutung. Eine wichtige Ergänzung zur täglichen Pflegeroutine..
Aus Mitgefühl aktiv werden
Oft wird von den Bewohner*innen der Wunsch nach Frieden geäußert. Aus manchen Gesprächen, insbesondere in der Gruppe Schneemann, erwuchs bei einigen Bewohner*innen die Idee, im Namen des Hauses Kleineichen und auch im Namen der Mitbewohner*innen ein friedliches Zeichen nach außen zu tragen. So wurde beschlossen am 27. 1. 2024 zusammen mit anderen Rösrather Bürgern für Toleranz und Frieden sowie gegen Fremdenhass, Diskriminierung und Ausgrenzung einzutreten und anlässlich des Holocaust-Gedenktages an einem stillen Gedenken auf dem Sülztalplatz teilzunehmen. Bericht: Ursula Schulz (Leitung Sozialer Dienst)
Bild Schneemann: Dem kleinen Schneemann gehts drinnen gar nicht gut …
Bild Winterlandschaft: Winter wie früher: Tief verschneit zeigen sich Orte im Bergischen, hier Bernsau bei Overath. Fotos: U. Schulz